10. August 2020 // Thomas Stangier
Ausstellung der Museen der Stadt Landshut in der Stadtresidenz
Keramik begleitet die Menschheit seit ihrer Sesshaftigkeit. Sie steht für die Kultur einer Gesellschaft oder einer Region und hat umgekehrt unmittelbar Einfluss auf unser Lebensgefühl.
Was für uns heute selbstverständlich ist, erschien für einen Besucher Landshuts noch am Ausgang des Mittelalters bemerkenswert: Die Stadt war ganz aus Ziegeln erbaut. Und mit dieser Beobachtung verband sich die Feststellung: Sie hatte eine ›jugendliche‹ Erscheinung!
Nach wie vor erweckt der in schwindelnde Höhe aufragende Kirchturm von St. Martin Staunen. Die Ausstellung schlägt einen Bogen von der kunstlosen Baukeramik bis hin zur Tonplastik jener Zeit.
Jedem Liebhaber bayerischer Keramik ist der »Kröning« ein Begriff: Jener Landstrich südlich der Isar zwischen Landshut und Dingolfing, der über Jahrhunderte hinweg das Land und seine Bewohner mit Gebrauchsgeschirr versorgte. Den einfachen Handwerker ebenso wie den kurfürstlichen Hof in München.
Überraschend das Vertrauen in die einfache Schönheit des Dekors: Spontan hingeworfene Farbkleckse, locker gesetzte Tupfer oder willkürlich verschlungene Linien von zeitloser Modernität.
Die Landshuter Keramikfachschule – seit 2010 »Meisterschule für Keramik und Design« – ist heute die bedeutendste Ausbildungseinrichtung ihrer Art im deutschsprachigen Raum. Ihre Gründung 1873 war eine Reaktion auf den Niedergang der Hafner im »Kröning«. Und ihre Geschichte spiegelt die schwierige Positionierung zwischen Handwerk und Kunst, die keramisches Arbeiten heute ausmacht.
Das kennzeichnendste Merkmal zeitgenössischer Keramik ist vielleicht ihre ausgeprägte Internationalität. Im Spannungsfeld von Tradition und Moderne, Fremdem und Eigenem entfaltet hierbei das Festhalten am Gefäß besonderen Reiz. Wechselnde Studioausstellungen erkunden die künstlerische Vielfalt und die weltweiten Verflechtungen in der Keramik unserer Zeit.

Großer Zierteller mit Hahn aus der Keramikfachschule, 1906 − Ausweis handwerklicher und künstlerischer Leistungsfähigkeit (Foto: Museen der Stadt Landshut/Peter Litvai)
Großer Zierteller mit Hahn unter den Federspitzen des Flügels bez. R
Keramische Fachschule Landshut, 1906
Inv.-Nr. 2477e (Slg. Wilhelm Rudolph – Schenkung Anna Katharina Rudolph, 1953)
Widderkopf mit natürlichem Gehörn, 1864 – Eine kuriose ›Kröninger‹ Jagdtrophäe (Foto: Museen der Stadt Landshut/Peter Litvai)
Widderkopf mit natürlichem Gehörn
Kröning, bez. 1864 i p
Inv.-Nr. 1522 (Slg. Scheibenzuber, 502)


Gegensätzliche Positionen zeitgenössischer Keramik – Formstrenges Handwerk und ironisches Spiel
Teekanne und zwei Tassen, 2017
Kang Kiho (geb. 1980), lebt und arbeitet in Bad Ems/Rheinland-Pfalz
Leihgabe Rudolf Strasser, München
›Teller‹ und zwei Kannen, 1986 bzw. 1989
Peter Smith (geb. 1941), lebt und arbeitet in Pendeen/Cornwall
Leihgabe Rudolf Strasser, München (Teller) und Inv.-Nr. 2003‒790 bzw. 2003‒799 (Sammlung Rudolf Strasser)
Japanische und deutsche Keramik aus der Sammlung Rudolf Strasser – Tradition und Aufbruch in der zeitgenössischen Keramik (Foto: Museen der Stadt Landshut/Peter Litvai)
Ohne Titel, 2009
Christoph Möller (geb. 1952), lebt und arbeitet in Dießen am Ammersee
Leihgabe Rudolf Strasser, München
Kastenvase, 2003
Sebastian Scheid (geb. 1962), lebt und arbeitet in Düdelsheim/Hessen
Inv.-Nr. 2003‒0831 (Sammlung Rudolf Strasser)
Yunomi und Teller mit Kiefer-Motiv, 2014
Nakazato Tadahiro (Nakazato Tarõemon XIV) (geb. 1957), lebt und arbeitet in Karatsu
Leihgabe Rudolf Strasser, München

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