KERAMIK IN DER URGESCHICHTE

Verfasser Dr. Thomas Richter, Kreisarchäologie

Keramikveranstaltung

von Dr. Thomas Richter, Kreisarchäologie

Keramik in der Urgeschichte

Soweit wir heute wissen ist die Technologie der Keramikherstellung zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten erfunden worden. Die Menschen, die in unserer Region erstmals Keramik produzierten hatten ihr Wissen um diese Fähigkeit vermutlich aus dem Nahen Osten. Vor etwa 7.500 Jahren wanderten sie aus dem mittleren Donauraum nach Niederbayern ein. Mit sich brachten sie nicht nur dieses Wissen, sondern auch Sesshaftigkeit, Ackerbau und Viehzucht. Nach der typischen Verzierung ihrer Gefäße mit Linienmustern werden sie von den Archäologen Linienbandkeramiker genannt. 

Der Zusammenhang zwischen dem Beginn der Keramikproduktion und der Sesshaftigkeit in ganz Mitteleuropa ist dabei sicherlich kein Zufall. Während die Menschen noch als mobile Jäger und Sammler lebten, betrieben sie kaum Vorratshaltung. Alle Vorräte hätten auf ihren Wanderungen mitgetragen werden müssen. Sie jagten nach Bedarf und ergänzten ihren Speiseplan mit Früchten und Beeren. 

Erst das sesshafte, bäuerliche Leben machte eine Vorratshaltung möglich und auch notwendig. Möglich, da Getreide im Überschuss produziert werden konnte und notwendig, um die Winter überleben zu können.

Für diese Vorratshaltung wurden geeignete Behältnisse benötigt. Der Werkstoff Ton bot sich hier besonders an. Ton war vorhanden und Tongefäße halten Feuchtigkeit und Nagetiere oder andere Schädlinge zuverlässig von den lebenswichtigen Nahrungsmitteln fern.

Eindrucksvoll belegt dies ein ca. 3.000 Jahre altes keramisches Vorratsgefäß aus der späten Bronzezeit das im Jahr 2019 in einem Baugebiet in Eching- Viecht ausgegraben wurde. Es stand in einer passgenau angelegten und mit 650 kg groben Flusskieseln aus der Isar ausgekleideten Grube. Auf dem nahezu vollständig erhaltenen Gefäß mit einem Fassungsvolumen von knapp 140 l fanden sich zahlreiche Bisspuren von Nagetieren. Vergeblich hatten die Tiere versucht, zum offenbar nahrhaften Gefäßinhalt vorzudringen.

Das große Gefäß aus Viecht wurde mit der Hand aufgebaut. Die Töpferscheibe war zu dieser Zeit noch unbekannt. Erst ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrtausends vor Christus benutzten sie erstmals die Kelten. Zuvor wurde die Keramik entweder getrieben, d.h. die Form wurde aus einem Tonklumpen per Hand herausgedrückt oder, wie das Gefäß aus Viecht, mittels ringförmig übereinandergesetzter Tonwülsten aufgebaut.

Und auch der Brandvorgang unterschied sich deutlich vom heutigen. Keramik wurde im offenen Feldbrand oder Grubenbrand gebrannt. Dabei werden die luftgetrockneten Werkstücke auf den Boden oder in eine Grube gestellt und mit Brennmaterial umschlossen.

Mit dieser Form des Brandes werden Temperaturen zwischen 200 und 900°C erreicht.  Auch aufgrund dieser vergleichsweise niedrigen Temperaturen ist urgeschichtliche Keramik deutlich weicher und zerbrechlicher als heutige. Erst aus der Zeit der Kelten kennen wir aus der Region Landshut den ersten Keramikbrennofen.

Hergestellt wurde die Keramik in der Urgeschichte von jedem Haushalt selbst, spezielle Handwerker gab es nicht. So kommt es, dass die Archäologen anhand typischer Verzierungen der Gefäße nicht nur das Alter der jeweiligen Funde bestimmen, sondern teilweise auch Einflüsse fremder Kulturen nachweisen können.

Beispiel für so einen Kultureinfluss ist ein kleines Gefäß aus einer ca. 6.500 Jahre alten, jungsteinzeitlichen Siedlung in Bayerbach b. Ergoldsbach. In der unteren Hälfte ist der Becher mit einer Reihe von Verdickungen verziert.

Derartige Verzierungen kommen zu dieser Zeit in Bayern eigentlich nicht vor, sind aber in Böhmen typisch. Es ist daher davon auszugehen, dass der oder die Herstellerin des Gefäßes Verbindungen oder Kontakte nach Böhmen hatte.

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